Der kleine Junge Assu ist 11 Jahre alt als sich plötzlich sein ganzes Leben verändert. Seine Eltern sterben an einer HIV Erkrankung – kurz hintereinander. Er verliert nicht nur die Wärme, Liebe und Geborgenheit seiner Eltern, sondern auch sein Zuhause. Nichts ist mehr wie es war. Auf einmal gibt es nur noch ihn und seinen drei Jahre älteren Bruder Beka. Sie haben Angst. Die Essensvorräte reichen nur noch für ein paar Tage. Dann werden sie keine Nahrung mehr haben.
Die beiden wissen von Verwandten, die in dem weit entfernten Likoni, dem großen Armenviertel von Mombasa, leben. Die Hoffnung ihre Verwandten dort zu finden ist stärker als die Angst vor dem Ungewissen. Und so beschließen die Brüder sich auf den langen Weg von ihrem Buschdorf in die große Stadt zu machen. Bis auf das Wenige, das sie tragen können, lassen sie alles zurück und machen sich mit ihren 11 und 14 Jahren auf den weiten Weg in eine Stadt, von der sie nur den Namen noch kennen und sich erinnern, dass man da am Ende noch mit einer Fähre ein kurzes Stück übers Meer fahren musste.
Als sie nach tagelangem Laufen müde und hungrig am Fährhafen von Mombasa ankommen und das Horn des Schiffes ertönen hören, sind sie voller Freude. Ihre Hoffnung steigt und gibt neue Kraft für die letzten Meter. Sie setzen mit der Fähre nach Likoni über und beginnen mit der Suche nach Ihren Verwandten.
Nach einigen Tagen müssen sie leider ernüchternd feststellen, dass diese längst nicht mehr in der Stadt leben. Nachdem der erste Schock überwunden ist, versuchen sie sich dem Leben in Likoni zu stellen, das weitaus mehr von ihnen fordert, als sie sich vorzustellen wagten. Statt schützenden Armen, einem Dach über dem Kopf, etwas zu Essen und einer neuen Schule wartete in Likoni nichts als die harte Realität afrikanischen Stadtlebens. Überfordert, verängstigt, müde und hungrig flüchten sie sich in Küstennähe an den Rand von Likoni. Dort finden sie an einem Leuchtturm Ruhe, der ihnen etwas Licht spendet und es so nicht ganz dunkel wird in der Nacht. Unterhalb des Lichtkegels rollen sie neben dem Fundament des Leuchtturms ihre Kartons zum Schlafen aus.
Der Leuchtturm wird ihr allabendlicher Treffpunkt und ihr neues Zuhause. Tagsüber versuchen sie Arbeit zu finden oder Essen zu „besorgen“. Am Abend rücken sie eng zusammen, blicken auf das offene Meer und hoffen, dass morgen alles besser wird. Bis eines Abends nur noch Assu alleine aufs Meer blickt. Sein Bruder kommt auf einmal nicht mehr von dem täglichen Streifzug zurück. Was mit ihm passiert ist wird Assu wahrscheinlich nie erfahren. Assu hat jetzt mit 11 Jahren alles verloren, was ihm wichtig war und ist ab sofort komplett auf sich gestellt. Er lebt und schläft jetzt alleine am Leuchtturm. Die einzigen Schlafbegleiter in der Nacht sind ein paar verwahrloste Straßenhunde, die auch kein Zuhause haben.
Reg, der Leiter unseres Jugendzentrums in Likoni hört von dem „Jungen am Leuchtturm“. Er macht sich sofort auf die Suche, findet ihn wie erwartet am Leuchtturm und nimmt ihn mit in unser Zentrum. Dort findet Assu ein neues Zuhause, tägliche Versorgung, ein Bett und neue Freunde. Er kann Dank Hans, einem Sponsor aus Deutschland, jetzt auch endlich wieder eine Schule besuchen.
Stolz und voller Freude erzählt Assu, dass er die 5. Klasse der South Gate Inuka Academy besucht. Auch wenn er seine Familie im Herzen vermisst und sicherlich noch oft darüber nachdenken wird, was mit seinem Bruder geschehen ist, hat Assu wieder neue Hoffnung und Perspektive fürs Leben.
Heute, fast ein Jahr später, kann Assu wieder lachen. Er ist trotz seiner herausfordernden Vergangenheit ein fröhlicher und glücklicher Junge. Er hat einen Ort, den er Zuhause nennen kann: neue Freunde, etwas zu Essen und Menschen, die ihn lieben und für ihn sorgen.
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